75 Jahre Anerkennung der Erscheinungen
2024 ist es 75 Jahre her, dass die acht Erscheinungen der Jungfrau der Armen in Banneux von der Kirche anerkannt worden sind. Dies wollen wir im August dieses Jahres dankbar feiern. Denn die kirchliche Anerkennung ist eine Art Gütesiegel, das die Echtheit der Ereignisse vom Winter 1933 bestätigt und die Pilger davor bewahrt, irgendeinem Schwindel auf den Leim zu gehen.
16 lange Jahre sind also verstrichen, bis der Bischof von Lüttich, Monsignore Kerkhofs die Erscheinungen offiziell anerkannte. Am 22. August 1949 war es dann endlich so weit.
Die Pilger hatten solange nicht gewartet. Sie strömten unmittelbar nach den Erscheinungen sehr zahlreich in das kleine Ardennendorf. Deshalb wurde auch fleißig gebaut. Die Erscheinungskapelle wurde bereits am 15. August 1933 eingeweiht. Das erste Krankenhospiz wurde im November 1939 fertiggestellt. Und dann kam der 2. Weltkrieg, der das ganze Leben der Menschen durcheinanderbrachte. Dass für den Bischof und die Gläubigen die Anerkennung der Erscheinungen da nicht die größte Sorge war, versteht sich wohl von selbst.
Drei Untersuchungskommissionen haben sich im Laufe der 16 Jahre über die Ereignisse gebeugt. Obwohl er selbst sehr positiv eingestellt war, hat Bischof Kerkhofs größte Vorsicht walten lassen. Er wusste um die Skepsis vieler Zeitgenossen und konnte diese Skepsis auch gut verstehen. War die Muttergottes nicht erst vor kurzem 33 Mal fünf Kindern in der kleinen Stadt Beauraing erschienen? Die Zeitungen hatten ausgiebig über die aufsehenerregenden Ereignisse berichtet. Selbst in dem verschlafenen Dörfchen Banneux hatte man hiervon gehört. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass die kleine Mariette Beco lediglich eine Trittbrettfahrerin ist? Als man Kaplan Jamin von der ersten Erscheinung berichtete, sagte er ganz spontan: „Wir sind doch hier nicht in Beauraing!“ Sprach schon allein die zeitliche Nähe nicht eher gegen mögliche Erscheinungen? Warum sollte die Muttergottes so kurz hintereinander gleich zweimal in der kleinen Wallonie erscheinen?
Auch die Ereignisse, die sich zwischen dem 29. November 1932 und dem 3. Januar 1933 in Beauraing zugetragen haben, wurden mit viel Argwohn betrachtet. Auch hier hat die Anerkennung lange auf sich warten lassen und kam ebenfalls erst 1949.
Es war der Lütticher Bischof, der sich nach Rom begab, um sich für die Anerkennung von Beauraing und Banneux stark zu machen. Denn kurz nach der Einsetzung der ersten Untersuchungskommission war er vom Vatikan zurückgepfiffen worden. Da Kerkhofs aber an ein Geschenk des Himmels glaubte, hat er nicht klein beigegeben und beide Dossiers vorm Papst verteidigt. Nachdem er grünes Licht erhalten hatte, ging die Kommission wieder an die Arbeit und kam 1937 zu einer vorsichtig positiven Einschätzung. Um den vielen Skeptikern Rechnung zu tragen, setzte er eine 2. Kommission ein. Diese präsentierte 1942 einen negativen Abschlussbericht. Der Bischof besann sich auf die Worte Jesu bezüglich der wahren und der falschen Propheten: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Die Früchte, die der Wallfahrtsort seit neun Jahren hervorbrachte, drängten ihn dazu, einen dritten Anlauf zu nehmen. Er beauftragte den Jesuitenpater René Rutten mit der kritischen Aufarbeitung aller Zeugenaussagen. Die 600 Seiten umfassende kritische Studie diente dann als Grundlage für die 1945 eingesetzte 3. Kommission, die einen positiven Bescheid gab. Mit dem Segen Roms durfte der Bischof am 22. August 1949 die acht Erscheinungen der Jungfrau der Armen, die der kleinen Mariette Beco zuteil wurden, offiziell anerkennen. An diesem 22. August wurde also nicht nur die Krönung Mariens im Himmel, sondern auch die Krönung einer intensiven Untersuchung gefeiert.
Beauraing, wo die Muttergottes ja etwas eher erschienen war, feierte auch die Anerkennung etwas früher als Banneux. Am 2. Juli 1949, also am Fest Mariä Heimsuchung, setzte der Ortsbischof seine Unterschrift unter die offizielle Urkunde.
75 Jahre Anerkennung, das muss gefeiert werden! Sowohl in Beauraing als auch in Banneux! Dazu bieten sich die zwei letzten Wochen im August geradezu an. Am 15. August wird in jedem der Wallfahrtsorte die Aufnahme Mariens in den Himmel gebührend gefeiert werden. Am 22. August werden sich die Pilger aus Banneux auf den Weg nach Beauraing machen, um dort in einer gemeinsamen Feier der Krönung Mariens zu gedenken. Am 31. August, dem Fest Maria, Mittlerin aller Gnaden, werden sich dann die Verantwortlichen und Pilger aus Beauraing zur Jungfrau der Armen begeben. Vierzehn festliche Tage, um dem Herrn dafür zu danken, dass er uns zwei Pilgerorte geschenkt hat, wo wir Mariens mütterliche Zuneigung an Leib und Seele erfahren dürfen.
Rektor Leo Palm